Cybercrime: Polizei braucht mehr Leute

Wer aufmerksam war, konnte schon Ende Februar im Zuge der Edathy-Affäre in einem Statement des Präsidenten des BKA raushören, dass wir einen dramatischen Personalmangel bei den Strafverfolgern haben. In die Kameras von ZDF-heute und Tagesschau sagte Jörg Ziercke, am 24.02. folgende Sätze:

Das kann gar nicht schnell gehen, weil das Internet zu einer Entgrenzung dieser Kriminalität geführt hat. Wir haben tausende von Beschuldigten, früher hatten wir ein, zwei, drei oder 10 Fälle nacheinander bearbeiten können, jetzt sind das tausende. Das kann keine Polizei der Welt.

Anlass war die Bearbeitungszeit von mehr als zwei Jahren für eine Adressliste, die die kanadische Polizei an die deutschen Behörden übergeben hatte.

Screenshot von hamburg.de/polizei

Die Polizei Hamburg sucht online immerhin schon mal Nachwuchs.

Als jemand, der seine berufliche Sozialisation in expansiven Großunternehmen bekommen hat, würde ich erwarten, dass die Kapazitäten angepasst werden, wenn die Ressourcen-Ausstattung nicht mehr zum Arbeitsvolumen passt. Es natürlich machbar, neue Mitarbeiter einzustellen, wenn das Unternehmen jedes Jahr mehr als 10 % Wachstum bei Umsatz und Gewinn erreicht. Man verspricht sich von den neuen Mitarbeitern natürlich mehr Service, neue Kunden, mehr Wachstum – warum sollte da der Vorstand nein sagen?

Bei Behörden ist es offenbar nicht so einfach, neue Kräfte aufzubauen, schon allein, weil das Unternehmen Staat derzeit keine Gewinne produziert. Der Tatort Internet ist inzwischen für die Polizei alltäglich geworden, wie heise.de berichtet. Die Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Auswertungskapazitäten, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt. Das neben den IT-Experten auch wieder die Vorratsdaten-Speicherung und der Bundestrojaner diskutiert werden, ist nach meiner Einschätzung eher kontraproduktiv. Nach dem Bekanntwerden der Geheimdienst-Überwachung wird der verunsicherte Bürger nicht umbedingt noch die Polizei zur NSA-light aufrüsten wollen. Die Ermittler sollten sich weniger auf die Daten- als auf die Geldströme konzentrieren, und das sehr gern mit mehr Personal.

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