Jetzt auch auf dem Desktop: Ist Android das neue Windows?

Android DevicesNachdem Google inzwischen unbestritten den Mobile-Markt beherrscht, greift der freundliche Riese aus Mountain View jetzt nach dem Desktop. Keine angenehme Vorstellung für Microsoft und dem neuen CEO Satya Nadella – den ich nicht um seinen Job beneide.

Die lange Zeit belächelten Chromebooks werden inzwischen in den USA zu einer ernsthaften Produktgruppe, die Absatzzahlen wachsen erstaunlicher Weise auch in den Unternehmen. Bei Industrie, Behörden und Schulen ist  jeder fünfte im Jahr 2013 gekaufte Laptop ein Chromebook. Erstaunlich ist die Dynamik: die Marktanteile von Windows-Laptops verringerten sich zum Vorjahr von 43 % auf 34 %, während sich die Chromebooks von 0,2 % auf 9,6 % Anteil steigerten (gemessen an allen PCs, inklusive Desktops und Tablets).

Die vielleicht größere Gefahr kommt aber nicht vom Betriebssystem im Browser, sondern von Android. Wer jetzt nur an Smartphones und Tablets denkt, liegt fast richtig, bisher ist in Deutschland kaum ein PC mit dem System zu haben. Seit der CES im Januar spielen jetzt auch HP und Lenovo mit, auf dem MWC im Februar hat Dell einen USB-Stick mit einem kompletten System inklusive Bluetooth vorgestellt, der jedes geeignete Display zum Android-Arbeitsplatz macht. Mit ein wenig Phantasie kann man sich diese Funktionalität auch mit einem Smartphone oder Tablet vorstellen: Man hat alle Daten mobil im Zugriff, am Schreibtisch steckt man das Gerät in eine Docking-Station und arbeitet mit Tastatur und großem Bildschirm mit vollem Komfort. So ähnlich hatte sich das Microsoft mit den Windows 8 Tablets gedacht, nur funktioniert ein Desktop-Betriebssystem nicht wirklich auf einem 8- oder 10-Zoll-Tablet. Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

Also, wohin geht die Reise? Wenn man sich einmal vor Augen führt, mit welcher Dynamik sich inzwischen Veränderungen durchsetzen, kann man spekulieren, dass die Dominanz von Microsoft über den Desktop schon in drei oder vier Jahren Geschichte sein kann. Der Außenseiter Samsung hat nicht länger gebraucht, um Apple bei den Smartphones auf den zweiten Platz zu verweisen.

Ein wichtiger Faktor sind dabei die Anwender, die inzwischen mit ‚Bring Your Own Device‘-Regelungen die Hoheit der einst allmächtigen IT-Abteilungen in den Unternehmen zurückdrängen. In Kombination mit dem hohen Innovationstempo bei dem offenen System, diversen konkurrierenden Hardware-Herstellern und einem harten Preiskampf entsteht eben die Dynamik, die die geschlossenen Systeme bei Microsoft und Apple alt aussehen lässt.

Keine leichte Zeit für Satya Nadella.

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