Preissenkung beim iPhone 5c: zu spät, zu wenig

Hat Kratzerabbekommen: Apple

Nachdem sich in den letzten Monaten zwei bis drei Millionen unverkaufter Geräte aufgestaut haben, reagiert Apple spontan. Wie Golem erfahren haben will, gibt es ein ab morgen bei O2 eine neue Variante des iPhone 5c mit nur 8 GB Speicher für 510 EUR. Zeitgleich werden die Varianten mit 16 und 32 GB befristet im Preis reduziert bei O2 angeboten.

Ist das iPhone 5c mit 8 GB zu dem Preis eine Meldung wert? Nein.
Aber zu dem Drama, das dahinter steht, würde ich gern meine Gedanken an dieser Stelle teilen.

Apple hat seit der Einführung des iPhone im Jahr 2007 mit Erfolg eine Hochpreis-Politik betrieben. Die Produkte waren cool, das iOS hatte einen für Endkunden deutlich erlebbaren Technologie-Vorsprung, es gab lange Zeit keine ernsthaften Alternativen. Apple erzielte eine Marge wie kein zweites Hardware-Unternehmen.

Solch paradiesische Marktumstände wären nie ewig. Wo soviel Geld verdient wird, kommen sehr schnell die Nachahmer. Und genau in dieser Phase des Umbruchs hat Apple verpasst, den erreichten Vorsprung durch ein breitere Produktpalette zu verteidigen. Weil es lange Zeit noch gut ging, hat man mit ‚One size fits them all‘ weiter gemacht, und ein neues iPhone pro Jahr herausgebracht. Als der Preisdruck am Markt zunahm, hat man die Modellgenerationen der Vorjahre aktiv vermarktet. Alte Technik als Antwort auf die neuen Galaxy-Modelle statt aktive Produktentwicklung.

Inzwischen hat Apple weltweit einen Marktanteil von 15 % (laut IDC für 2013), Samsung allein erreicht mehr als das Doppelte. Android hat inzwischen unbestritten die Vorherrschaft bei den mobilen Betriebssystemen übernommen, auch bei den Tablets erodiert der noch vorhandene Vorsprung von Apple.

In diesem Umfeld präsentierte Apple das erste Mal mit dem iPhone 5c eine zweite aktuelle Produktlinie neben dem Top-Modell. Und die Preisgestaltung? Man wollte kein preiswertes, sondern ein interessant gestaltetes Smartphone entwickeln, hieß es von Tim Cook bei der Vorstellung. Technisch ist das 5c verwandt mit dem Vorjahresmodell iPhone 5 und wurde bisher 100 EUR preiswerter als das iPhone 5s mit gleicher Speicherausstattung verkauft.

Das wurde schon im letzten Herbst von vielen Medien als zu teuer kommentiert, die jetzt auf Halde produzierten Millionen Geräte bestätigen diese Stimmen. Was für eine verpasste Chance! Die Produkte waren klar differenziert: Aluminium für das Top-Modell, Kunststoff für die Mittelklasse-Geräte, das erkennt jeder Kunde ohne Blick auf die technische Ausstattung. Das hat viele Jahre bei den iBooks und MacBooks für Apple gut funktioniert.

Bei einem Preis um 450 EUR für das Einsteigermodell (16 GB) wäre man noch ein Stück teurer als die Wettbewerber wie z. B. das Galaxy S3 gewesen, gleichzeitig aber preislich viel attraktiver als das iPhone 5s, und hätte so die Produktpalette sinnvoll diversifizieren können. Stattdessen kommt jetzt ein 8 GB Modell heraus, mit der Speicherausstattung ist man als aktiver Nutzer schnell am Ende, und dafür ist der Preis noch immer zu hoch. Das Galaxy s4 wird inzwischen in Aktionen schon für rund 400 EUR angeboten, wer sollte da nochmal 100 EUR rauflegen für das iPhone 5c?

Kann jemand sich vorstellen, dass diese Aktion Apples Probleme mit dem iPhone 5c im speziellen und dem sinkenden Marktanteil lösen könnte? Ich nicht.

Ein Gedanke zu „Preissenkung beim iPhone 5c: zu spät, zu wenig

  1. Ich sehe leider inzwischen kein kluges Agieren bei Apple mehr. Die Zeit der hohen Gewinne ist auch ganz schnell vorbei, wenn man nur noch für die Niesche produziert. Als Apple-User seit Anfang der 90er Jahre habe ich schon einmal den Niedergang des Unternehmens von einem Top 5 Hersteller (nach Marktanteil) bis zum Pleite-Kandidaten miterlebt. Hochmut (und nicht marktgerechte Preise) kommt vor dem Fall. Drei Millionen unverkaufte iPhone 5c sind ein deutliches Zeichen, dass Apple den Markt für Midrange-Smartphones falsch einschätzt.

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