Steht Apple unter Druck?

Hat Kratzerabbekommen: Apple

In einem Stimmungsbericht auf heise.de zu der heute beginnenden WWDC von Apple war folgende Aussage zu lesen:

„Man kann darüber diskutieren, inwieweit ein Unternehmen, das auf einem Geldberg von 150 Milliarden Dollar sitzt und pro Jahr um die 40 Milliarden Dollar Gewinn macht, überhaupt unter Druck stehen kann.“

Diese Argumentation findet man regelmäßig, wenn über die aktuelle Situation bei Apple berichtet wird, und die Botschaft dabei ist: was soll das Meckern über kleine Displays beim iPhone oder das Fehlen von bezahlbaren Mittelklasse-Smartphones? Der Markt gibt dem Unternehmen doch Recht, es läuft doch gut. Also alles nur Nörgelei ohne praktische Bedeutung?

Ich davon überzeugt, dass diese Kritik berechtigt ist und die Verteidiger von Apple dem Unternehmen nicht wirklich helfen, wenn sie versuchen, die Argumente mit dem Hinweis auf die heutigen Gewinne zu entkräften. Aktuell sind die wesentlichen Erlösquellen für Apple die Produktgruppen Macs, iPhones und iPads. Die Umsätze mit dem iTunes- und Appstore hängen mittelbar an dem Erfolg der Hardware-Verkäufe, das Eine wird ohne das Andere auf Dauer nicht funktionieren.

Der PC-Markt, und damit die Absatzzahlen für iMacs und Macbooks dümpelt seit Jahren vor sich hin, auch wenn sich die Apple-Geräte etwas besser verkaufen als die Windows-Konkurenz. Hier ist auf Dauer kein Zugewinn zu erwarten, wenn die Gewinne in diesem Segment stabil bleiben, ist das schon ein Erfolg.

Bei den Tablets ist die große Wachstums-Euphorie auch schon vorbei, die letzten Quartalszahlen bei Apple, ebenso wie die Aussagen zum Gesamtmarkt von IDC und Gartner zeigen hier schon eine Normalisierung der Absätze. Zugewinne gibt es bei den preiswerten Geräten, von oben greift Samsung mit der Pro-Serie und mit bis zu 12 Zoll großen Tablets an, (schon) wieder etwas, was Apple nicht liefern kann.

Bleibt als einscheidende Produktgruppe das iPhone, das jetzt im September wohl 4,7 Zoll Bildschirmdiagonale und kurz vor Weihnachten vielleicht sogar mit 5,5 Zoll Display in den Markt kommt, wenn man den Gerüchten glaubt, die seit Monaten sehr konstant diese Entwicklung vorher sehen wollen. Damit liegt Apple rund zwei Jahre hinter der rasanten Entwicklung des Android-Marktes. Natürlich wird das iPhone 6 in Design und Wertigkeit die Geräte von Samsung und HTC wie gewohnt übertreffen – das ist bei dem Preis aber auch zwingend erforderlich.

Und hier kommen wir zum Knackpunkt: Apple ist in wenigen Jahren in dem Markt, den die Firma 2007 selbst geschaffen hat, zum Getriebenen geworden. Die Trends wie 5 Zoll Displays, Boom Sound und wasserdichte Geräte setzen die Wettbewerber, Apple baut aktuell dem Trend hinterher und hat nur noch in Design und Qualität einen (kleinen) Vorsprung. Und das reicht nicht.

Die aktuell rosige Finanzsituation kann nicht davon ablenken, das die Aussichten für die nächsten Jahre weniger gut aussehen. Apple generiert seine Gewinne aus einem kleinen Marktanteil und einer sehr hohen Marge. Die hohen Preise können die Jungs aus Cupertino aber nur durchsetzen, wenn sie herausragende Produkte liefern. Ein ‚wir können jetzt auch 4,7 Zoll‘-iPhone 6 ist vielleicht nicht so herausragend, dass die Kunden 800 Euro dafür bezahlen wollen.

Wenn Tim Cook nicht in den nächsten Monaten die Kurve kriegt, werden die Umsätze und Gewinne von heute Geschichte sein. Ohne ein höheres Innovationstempo geht der Abstand zur Android-Welt komplett verloren, damit kommt auch Apple in einen Preiskampf, die heute gigantischen Finanzreserven werden mittelfristig schmelzen wie Butter in der Sonne. Wer das alles für unrealistisch hält, sollte sich einmal mit der Geschichte von Apple Mitte er 90er Jahre beschäftigen …

Fakt ist, dass Apple schnell begeisternde Produkte (und zwar mehr als eines) liefern muss, um wieder die Innovationskraft zu beweisen, die vor zwei, drei Jahren noch unbestritten in dem Unternehmen vorhanden war. Diese Ankündigungen im Stile von „Später in diesem Jahr haben wir die beste Produktpalette in der Pipeline, die ich in meinen 25 Jahren bei Apple gesehen habe“ (iTunes Chef Eddy Cue) kann ich nicht mehr hören – geht es Euch auch so?

 

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