Apple Pay vs. Marktanteil: kann das funktionieren?

Nach der Keynote am 9. September konnte man überall begeisterte Kommentare zu Apple Pay lesen, selbst die sonst immer verlässliche Redaktion von heise.de konnte sich einen positiven Kommentar nicht verkneifen. Nun muss man nicht immer die Spaßbremse spielen, in Summe war das sicherlich die beste Keynote seit der Vorstellung des iPad, die Tim Cook und seine Mitstreiter letzten Dienstag in Cupertino abgeliefert haben. Nur speziell die Einschätzungen zum neuen Bezahl-Dienst von Apple kann ich nicht nachvollziehen.

Voraussetzung für die Nutzung ist ein neuer Chip, der nur im iPhone 6 und in der Apple Watch vorhanden ist. Damit soll die Sache sicher sein und extrem komfortabel in der Nutzung. Und damit kommen wir direkt wieder zum geringen Marktanteil von Apple außerhalb der USA: Nur iPhone-Besitzer können Apple Pay verwenden. Wie will ein Systemanbieter mit 19% Marktanteil in Europa und Asien viele neue Partner im stationären Handel gewinnen? Und: Apple Pay funktioniert nur auf den neuesten Geräten, nicht auf den günstigen iPhone 4s, das bis heute verkauft wird. Damit ist der für das Bezahlsystem relevante Marktanteil deutlich geringer als die genannten 19%.

Hier rächt sich, dass die Hochpreis-Strategie das iOS-Ökosystem hat schrumpfen lassen, jetzt fehlt die kritische Masse, um eine Lösung am Markt durchzusetzen. Sicher sind die iPhones der sechsten Generation viel interessanter als die 5er-Modelle, aber so schnell wird sich das Kräfteverhältnis zu Android nicht ändern.

Also zurück zur Eingangs gestellten Frage: warum jubeln die Technik-Journalisten über das neue Apple Pay, dass sehr, sehr lange Zeit nur in den USA Verbreitung finden wird? Ich bin da nicht so optimistisch, dass sich meine Art zu bezahlen hier in good old Germany so schnell ändern wird.

Schreibe einen Kommentar